Reisebericht Weltreise: Australien 2003/ 2004

Sydney

Sydney wiederzusehen nach dem langsamen ruhigen Fijileben war ein Schock. Zu viele Sinnesreize. Laut, heiß, stickig, überfüllt, hektisch und teuer obendrein. Die Erkenntnis, dass man alle Erlebnisse im Zusammenhang sehen muss… habe ich doch vor ein p[aar Jahren Sydney als beeindruckende und entspannte Stadt empfunden, in der ich eine Klassezeit hatte.

Allerdings war auch klar, dass die Stadt zu Sylvester aus allen Nähten platzen würde. Umso erstaunlicher, dass wir an diesem Tag ein entspanntes Fleckchen Grün am Hafen gefunden haben, um mit ein paar Zimmergenossen gemütlich zu picknicken und dann zum Ende hin den perfekten Blick auf die beiden synchron aablaufenden Feuerwerke zu haben. Und wahrlich, ein solch schönes und monströses Feuerwerk zu toppen erscheint mir schwer möglich. Da blieb einem der alkoholbetäubte Unterkiefer doch glatt mal ne halbe Stunde unten hängen.

Nach einem netten Tagesausflug nach Manly Beach, wo Babsi zum ersten Mal in ihrm Leben die gewaltigen Kräfte „richtiger“ Wellen am eigenen Leib spüren und ich ein bisschen bei einem Profibeachvolleyballturnier zuschaün konnte, machten wir uns auf den Weg nach Melbourne.

Melbourne

Eine interessante Stadt, in der wir zum ersten Mal überhaupt ein Museum betraten seit Beginn der Reise (peinlich peinlich), doch das Problem mit Städten ist, dass man erst dann wirklich etwas davon hat, wenn man darin lebt oder viel Zeit verbringt. Ansonsten ist eine Stadt wie die andere, und in unserem Fall bedeutete das: zu laut, zu stressig, zu beengend. Wir flüchteten uns daher regelmässig in Botanische Gärten und Parks – oder Kinos… Ich liess es mir natürlich nicht entgehen, den letzten Teil der Herr der Ringe Trilogie gleich zweimal anzusehen, was nicht nur wegen der aussergewöhnlichen Landschaftsbilder, die wir ja gerade erst original in Neuseeland hatten bewundern dürfen, etwas besonderes war.

Die Great Ocean Road, die Grampians und Little Desert

Von Melbourne aus starteten wir dann mein eigentliches Australienerlebnis. Wir mieteten einen schnuckligen Mitsubishi Lancer zum Preis eines kleineren Dreitürers und fuhren die Great Ocean Road herunter Richtung Adelaide. Bizarre Kliffs und rauhe Küstenformationen schmiegten sich an goldene Sandstrände. Das Wetter war uns leider nicht immer so hold, wie eigentlich über die ganzen drei Wochen hinweg. Entweder war es bewölkt oder es regnete wie aus Eimern. Sonnentage gab es vielleicht drei.

Am schönsten auf dieser Strecke war es frühmorgens weit weg von den Touristenhorden ein Stück landeinwärts in einem uralten Farn- und Eukalyptuswald zu spazieren und den Vögeln zuzuhören…

Nach zwei Tagen war es dann genug der Küstenstrasse und wir bogen landeinwärts ein in die Grampians, ein hügeliger Landstrich dichten Waldes mit teils sehr schönen Wasserfällen, wo uns neben einem Fuchs ein zwei seltsame unaussprechliche andere Tiere begegneten. Leider war auch hier das Wetter zu schlecht, um dem Bach weiter durch die Wildnis zu folgen.

Weiter ging es durch den schönsten Teil, die Little Desert, wo Känguruhs über hellgelbe Kornfelder hüpften, Adler mit ihren riesigen Schwingen den Wind ausnutzend in der Luft standen und freche Papageien und Cockatoos verschiedenster Farben nahezu unsere einzigen Begleiter waren.

Und allüberall einzeln oder in kleinen Gruppen stehende riesige bizarre Bäume im Gelb der Felder, so stelle ich mir die afrikanische Savanne vor… und mittendrin im Gelb geparkt haben wir dann den Sonnenuntergang genossen, während in unserem Rücken der Vollmonde sich orange in den Nachthimmel erhob und das Southern Cross sich noch für einige Minuten unverhüllt leuchtend zeigte, bevor zunehmende Bewölkung die Sicht versperrte.

Adelaide, Brisbane und Airlie Beach

Eine romantische wenn auch leider schlaflose Nacht in einem Wohnwagen, bevor wir die unspektakuläre Reststrecke gen Adelaide hnter uns brachten und im grünen Herz der Hauptstadt Südaustraliens Zuflucht vor den Autohorden suchten. Obwohl auch Adelaide seinen Reiz hat, haben wir es bevorzugt, völlig entspannt an einem Teich zu liegen und uns die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen. Bei einer Flasche Sekt und guten Gesprächen kann dabei locker ein ganzer Tag draufgehen. Ja, wir hatten beide das Bedürfnis nach viel Ruhe und Entspannung, und als wir über Brisbane, wo wir ausnahmsweise mal eine Nacht kräftig gefeiert haben, in Airlie Beach ankamen, wo Babsi ihren Tauchkurs machen sollte, fühlte ich mich richtig reisemüde. Die ständigen Ortswechsel machen es unmöglich, sich irgendwo heimisch und wohl zu fühlen, es fehlt ein Rückzugsort, insbesondere, wenn man sein eh schon so teures Zimmer mit meist mit 5 anderen Personen oder gar mehr teilen muss. Leider ist Airlie Beach nun auch nicht das Mekka entspannter Atmosphäre, es gibt hier nichts zu tun ausser Segeln und Tauchen bei den Whitsunday Islands, was für mein zu stark dezimiertes Budget leider unerschwinglich war, so dass sich Babsi nach 2 Tagen Lehrgang im Pool alleine für 3 Tage die Unterwasserwelt des Great Barrier Reefs ansehen musste/durfte. Es war kein grosser Trost, dass ich das Vergnügen an selber Stelle schon 1997 hatte, und als sei dies noch nicht genug an Qual, wurde ich auch noch von Bettwanzen in ein pustelübersähtes Frankensteinmonster verwandelt – unangenehm, wenn sich dein ganzer Körper wie ein einziger juckender Wanzenbiss anfühlt, mal ganz abgesehen von dem Ekel, der in einem hochsteigt, wenn man sich vorstellt, wie diese Viecher nachts auf einem rumkrabbeln und ein Festmahl nach dem anderen haben. Da hat es gar nicht so viel ausgemacht, dass es drei Tage Unwetter gab und ich im Bett (eines anderen Hostels natürlich) bleiben konnte, um mir eine blödsinnige Fernsehserie nach der anderen mit meinen Zimmergesellen anzuschaun. Lichtblick waren Colin und Syra, ein schottisches Schauspielerpaärchen, das in der hoteleigenen Bar arbeitete. Hab mich vor allem mit Colin super verstanden. Trotzdem war ich froh, als ich die von ihrem Ausflug völlig überwältigte Babsi abholen und gen Cairns abreisen konnte, um den ersten Flieger nach Singapur zu nehmen, eine Woche früher als ursprünglich geplant.

Australien ist einfach zu teuer, insbesondere die Verkehrsmittel und Unterkunftskosten.

Fazit: Es war schön, andere Gegenden Australiens zu erkunden als die, die ich 1997 schon gesehen hatte. Doch leider hat der Tourismus seit den olympischen Spielen neue Dimensionen erreicht, jetzt bedarf es eines eigenen Autos, um abgeschiedene Plätze aufsuchen und den Massen entgehen zu können. Irgendwann möchte ich dann mal in den Westen, aber vorher rufen sicher andere Urlaubsziele 😉

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